Branchen
Woher kommt mein Einkauf?
Interessiert Konsumenten, woher ihre Produkte kommen oder nur der Preis?
Produkte kommen aus der ganzen Welt und sind immer verfügbar? – Nicht ganz, die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass die globalen Lieferketten empfindlich gestört werden können. Das Einkaufsverhalten der Konsumenten hat sich durch Covid-19 verändert. Sie informierten sich über ihre Produkte und kauften regional und vermehrt online.
Konsumentenumfrage
KeyQUEST Marktforschung wurde von GS1 Austria damit beauftragt, Konsumenten zum Thema „Rückverfolgbarkeit“ zu befragen. GS1 hat diese Studie im Jahr 2015 in ähnlicher Form bereits durchführen lassen und um einige Punkte erweitert.
Studiendesign: Onlinebefragung (WAPI) der österreichischen Bevölkerung ab 18 Jahren, die zumindest monatlich Lebensmittel einkauft. Die Stichprobe n = 1.000 Personen ist repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, der Erhebungszeitraum war 8.–22. November 2022.
Rückverfolgbarkeit ist ein komplexes Thema und für „Unbeteiligte“ nicht wirklich greifbar. Technisch gesehen ist es die Fähigkeit, die vergangene oder gegenwärtige Lokation eines Produktes zu identifizieren und somit die Warenströme zu kennen. Rückverfolgbarkeit ermöglicht Warenrückrufe, kann jedoch wesentlich mehr.
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Fazit: Rückverfolgbarkeit wichtig, der Preis dominiert
Nachhaltigkeit, Transparenz, Herkunft, Tierwohl, Gütesiegel, Digitaler Produktpass sind mittlerweile nicht nur Schlagworte, neue Verordnungen zur Kreislaufwirtschaft, der Green Deal, sowie Zusagen zur Reduktion von Emissionen erleichtern in Zukunft die Informationsbeschaffung für Konsumenten und auch Unternehmen oder Behörden.
Das Thema Rückverfolgbarkeit dürfte etwas vom gestiegenen Interesse an der generellen Herkunft von Lebensmitteln profitieren, das wir seit der Zeit der Corona-Pandemie beobachten können, aber eigentlich ist es nur Mittel zum Zweck, das Themen wie Nachhaltigkeit, Transparenz, Sorgfaltspflicht, Bio, Tierwohl, Digitaler Produktpass oder Informationen zur entwaldungsfreien Lieferkette unterstützt.
Neue Möglichkeiten wie 2D Codes (QR Code) bieten einfache Anwendungen, das Produkt mit dem Internet zu verbinden, Informationen für Konsumenten, Unternehmen oder auch Behörden gezielt zur Verfügung zu stellen. In Zukunft wird Rückverfolgbarkeit sicher an Bedeutung zulegen, aber nicht im Vordergrund stehen.
Definitionen von Rückverfolgbarkeit
„Rückverfolgbarkeit“ wird am häufigsten gleichgesetzt mit der Herkunft von Produkten, oder dem Hersteller und dem Landwirt als „Erzeuger“ – und das recht konkret am Beispiel von Eiern oder Fleisch.
Eine klare Vorstellung, wofür Rückverfolgbarkeit steht, haben nur 36 %. Allerdings hat gleichzeitig der Anteil der Kategorie „weiß nicht“ seit 2015 zugenommen.
Auffällig ist, dass es einen klaren Zusammenhang mit dem Alter der Befragten gibt: Je älter die Befragten, desto klarer ist die Vorstellung davon, was Rückverfolgbarkeit bedeutet.
Wichtigkeit von Rückverfolgbarkeit
„Rückverfolgbarkeit“ ist nicht unter den wichtigsten Eigenschaften beim Lebensmitteleinkauf zu finden. Im aktuellen Ranking ist Rückverfolgbarkeit nur am vorletzten (Wichtigkeit) bzw. drittletzten Platz (künftige Bedeutung).
Rückverfolgbarkeit steht nicht im Vordergrund, wenn es um den täglichen Einkauf der Österreicher geht. Die Teuerungswelle im Jahr 2022 hat zu einer deutlichen Veränderung der Werte geführt (dabei war der Preisanstieg des Jahres 2023 zum Umfragezeitpunkt noch nicht schlagend). Besonders das Kriterium „niedriger Preis“ hat stark an Bedeutung gewonnen.
Wichtigkeit von Rückverfolgbarkeit nach Produktgruppen
An erster Stelle wird Fleisch (92 %) genannt, knapp gefolgt von Eiern (91 %). Milchprodukte (88 %) sowie frisches Obst & Gemüse erreichen 87 %, ebenso wie Wurst & Schinken. Deutlich abgeschlagen sind interessanterweise Fertiggerichte (52 %), obwohl diese vor einigen Jahren bei manchen Fertiggerichten durch Beimengung von Pferdefleisch fragwürdiger Herkunft einen Skandal auslösten, der bei den Konsumenten allerdings keine nachhaltigen Spuren hinterlassen hat. Das Schlusslicht für rückverfolgbare Produkte machen Süßwaren (37 %). Insgesamt bestätigt sich: Je ursprünglicher und je unverarbeiteter ein Produkt ist, desto wichtiger scheint Rückverfolgbarkeit.
Darf Rückverfolgbarkeit mehr Kosten?
Fast die Hälfte gibt an für rückverfolgbare Produkte mehr zu zahlen (48 %). Im Schnitt wäre man sogar bereit 10,8 % Aufpreis zu akzeptieren. Für ein Produkt mit 5 Euro Verkaufspreis wären das aktuell 54 Cent Aufpreis.
Ernährungsbewusste Personen sind bereit, mehr für rückverfolgbare Produkte zu bezahlen.
Würde man Rückverfolgbarkeit mit einem zusätzlichen Nutzen verbinden, wie beispielsweise Informationen zu Nachhaltigkeit, würde der Anteil der Befragten und der zu akzeptierende Aufpreis weiter steigen.
Kennzeichen von Rückverfolgbarkeit
Im Dschungel der Kennzeichen gibt es kaum welche, die in den Köpfen der Konsumenten Eindruck hinterlassen:
Fast 60 % konnten keine Marken, Siegel oder Kennzeichen nennen. Am häufigsten wurde schließlich das AMA Gütesiegel (25 %) genannt. Dies wurde allerdings vorab bereits mehrfach erwähnt, wodurch das Ergebnis verfälscht ist. Alle weiteren Nennungen (Bio, Bio Austria, Zurück zum Ursprung, Ja! Natürlich…) kamen nicht über 4 % hinaus.
Weiters zeigt sich aber, dass neue Möglichkeiten, wie der QR Code (43 %) angenommen werden und ihm bereits eine höhere Funktionalität beigemessen wird, als dem EAN-Code.
Wer hat’s probiert?
Gaben 2015 noch 34 % der Befragten an „bereits ein Produkt selbst zurückverfolgt zu haben“ so liegt dieser Wert jetzt um 40 % höher. Fast jeder Zweite hat ein Produkt rückverfolgt.
Man könnte es deuten, dass Rückverfolgbarkeit etwas an praktischer Bedeutung gewonnen hat. Über die Ursachen kann nur spekuliert werden:
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Corona + Lockdowns + Probleme mit den Lieferketten = Sensibilisierung der Konsumentinnen.
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Moderne Möglichkeiten zur Kundeninformation, wie beispielsweise QR Codes erleichtern die Suche und werden öfter genutzt.
Produktgruppen und Motive
Die Hitliste bei ‚was-wird-rückverfolgt‘ führt Fleisch an (47 %), gefolgt von Eiern (36%). Außerdem bestätigt sich auch hier wieder der Umstand, dass es vor allem unverarbeitete Urprodukte sind, bei denen es die Konsument:innen wissen wollen.
Bei den Motiven dominieren die Neugier (54 %), vor „achten auf die Herkunft“ (37 %), bis Probleme mit dem Produkt (17 %).
Informationsquellen
Zur Recherche dienten die Informationen am Produkt bzw. Etikett (57 %), vor der Info-Suche im Internet und der Webseite des Herstellers. Auf Platz vier (Lederne) kommt bereits der Scan des QR Codes mit 22 %.
Interessant auch die unterschiedliche Zufriedenheit mit dem Ergebnis – auch hier ein klarer Zusammenhang mit dem Alter, allerdings umgekehrt: Je jünger, desto weniger war man mit dem Ergebnis der Recherche zufrieden.
Onlineeinkauf von Lebensmitteln
Wie verschiedene Studien zeigen, hat besonders in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 die Bedeutung des Onlineeinkaufs von Lebensmitteln zugenommen, GS1 Austria wollte den aktuellen Stand wissen:
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42 % der Österreicher haben in den letzten 3 Jahren zumindest einmal Lebensmittel online eingekauft. Im April 2021 lag dieser Wert bei 37 %.
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Wenig überraschend sind es eher die jungen Österreicher, die häufig online einkaufen. Die höchste Akzeptanz für den Onlineeinkauf gibt es bei den 25- bis 44-Jährigen. Hier kauft bereits jeder Zweite online ein.
Es gibt jedoch große regionale Unterschiede. Besonders Wien sticht deutlich hervor. In Wien haben bereits 57 % Lebensmittel online eingekauft. Im Rest von Österreich sind es dagegen nur 35 bis 42 %. Das hat aber auch damit zu tun, dass es in und um Wien ein wesentlich größeres Angebot gibt.
Einkaufsquellen
Während die ersten Plätze von den etablierten Lebensmitteleinzelhändlern und Amazon dominiert werden, gibt es zumindest in und um Wien diverse neue Konzepte wie Hello fresh (15 %), Gurkerl (12 %), Bofrost (12 %) und Alfies (8 %). Da diese aber nicht flächendeckend angeboten werden, ist die Vergleichbarkeit nur bedingt gegeben.
Online-taugliche Produktgruppen
Analysiert man, welche Produkte online gekauft wurden, würden oder NIE würden, zeigen sich ganz klar folgende Zusammenhänge:
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Ungekühlte und haltbare Produkte sind klar die Nummer 1 beim Lebensmitteleinkauf im Internet (Konserven, Süßwaren, Knabbereien, Grundnahrungsmittel).
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Schwere bzw. umständlich zu transportierende Produkte (Mineralwasser, Bier).
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Spezialitäten, die nur im Online-Fachhandel erhältlich sind (z.B. Wein).
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Gekühlte bzw. frische Lebensmittel werden zwar auch online gekauft, nehmen aber im Ranking die letzten Plätze ein (Fleisch, Eier, Gemüse, Obst, Wurst und Milchprodukte).
Damit ist klar: „Produkte mit Herkunft“ ist kein Motiv für den Onlineeinkauf von Lebensmitteln.
Wissenswertes
Trotz Krisen wie der Pandemie, Ukrainekrieg und damit verbundenen Lieferkettenengpässen, bleiben Ursprung, Herkunft, Regionalität und Rückverfolgbarkeit wichtige Themen für Konsumentinnen und Konsumenten. GS1 bietet Lösungen für Ursprung, Herkunftsangaben und Rückverfolgbarkeit durch die Aufzeichnung und den Austausch relevanter Daten.
Mehr zu Ursprung, Herkunft, Regionalität, Rückverfolgbarkeit
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Kurzinfo GS1 Austria Marktforschung Rückverfolgbarkeit
Produkte kommen aus der ganzen Welt und sind immer verfügbar. Die Corona-Pandemie hat etwas anderes gezeigt.
Factsheet Marktforschung Rückverfolgbarkeit
Haben Konsument:innen aus der Corona-Krise gelernt? Kann man sich auf die globalen Lieferketten noch verlassen?
Haben Sie Fragen zu dieser Konsumentenumfrage?
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