Laut Wissenschaft begann das Universum vor rund 14 Milliarden Jahren mit dem Urknall. Seitdem dehnt es sich mit hoher Geschwindigkeit nach außen aus. Ähnlich verhält es sich mit der GTIN, der Global Trade Item Number, deren Geburtsstunde heuer genau 50 Jahre zurückliegt. Wer hätte damals gedacht, dass die „Nummer unter dem Strichcode“, die ursprünglich der einfacheren Preiserfassung dienen sollte, den Grundstein für das Digitalisierungszeitalter legte?
Tatsächlich hat sie sich so wie das Universum immer weiter ausgedehnt und umfasst heute unzählige Galaxien in Form von weltweit über 100 Millionen eindeutig gekennzeichneten Produkten. „Was an der Kasse im Supermarkt begann, ist heute weltweit die Grundlage für die Steuerung von Waren- und Informationsflüssen“, so Gregor Herzog, Geschäftsführer von GS1 Austria, der das Besondere vor allem darin sieht, dass „die GTIN dabei als Basis in all den 50 Jahren immer dieselbe geblieben ist“.
„Die GTIN wird immer mehr zum Schlüssel, um die DNA eines Produktes zu erschließen.“
Gregor Herzog, Geschäftsführer GS1 Austria
Mehr Information und Innovation
Dass die Verwendungsbereiche der GTIN sich ständig weiterentwickeln, hängt von den sich stetig ändernden Bedürfnissen der Konsumenten ab. Diese liegen heute vor allem in der Zurverfügungstellung von noch mehr Information zu den einzelnen Produkten. Dabei wird laut Herzog „die GTIN immer mehr zum Schlüssel, um die DNA eines Produkts zu erschließen. Die Aufgabe von GS1 besteht vor allem darin, stets am Ball der Zeit zu bleiben und sich mit innovativen Lösungen an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen“.
Dazu gehört die Verwendung von 2D-Codes wie dem GS1 DataMatrix oder dem GS1 QR-Code, um neben der GTIN mehr Informationen direkt am Produkt elektronisch erfassbar zur Verfügung zu stellen. Beispiele dafür sind das Mindesthaltbarkeitsdatum oder eine Chargennummer. Weitere Innovationen sind der „GS1 Digital Link“ oder „Verified by GS1“. Ziel ist es, die Verbindung zwischen dem physischen Produkt und der digitalen Produktinformation etwa im Internet herzustellen. Als weltweit eindeutiger Schlüssel dient die GTIN. Womit dem Universum der GTIN wohl auch in Zukunft keine Grenzen gesetzt sein werden.
Die GTIN – mehr als eine Nummer
Die heute oft noch als „EAN-Nummer“ bezeichnete Global Trade Item Number, kurz GTIN, wurde im EAN-Strichcode eingestellt. Dadurch wurden die Begriffe vermischt, es fehlte eine klare Differenzierung. Mit der heutigen Bezeichnung „GTIN“ wurde beides strikt getrennt. Die GTIN dient zur weltweiten, eindeutigen Identifikation von Handelseinheiten auf unterschiedlichen Verpackungsebenen. Sie ist der Schlüssel zu den dahinterliegenden Stammdaten.
Vier Varianten
Die GTIN gibt es in vier Varianten, wovon die 13-stellige GTIN-13 – meist verschlüsselt in einem EAN-13 Strichcode – die gängigste Variante darstellt. Bei Produkten mit geringem Platzangebot trifft man auch sehr häufig auf die 8-stellige GTIN, verschlüsselt im EAN-8 Strichcode. Im nordamerikanischen Raum findet man wiederum hauptsächlich die 12-stellige GTIN-12. Die 14-stellige und damit längste Variante dient der Abbildung von Verpackungshierarchien und befindet sich meist auf Umverpackungen. Eine granularere Identifikation stellt die sogenannte SGTIN (Serial Global Trade Item Number) dar, die mittels Serialisierung anhand der Kombination von GTIN und Seriennummer ein Produkt zum Unikat macht.
Basis für Datendrehscheibe
Dass die GTIN die Basis aller Dinge ist, zeigt sich auch in den Servicelösungen der Datendrehscheibe von GS1 Austria. So wird beispielsweise beim Rückverfolgbarkeitsservice GS1 Trace durch die Verknüpfung der GTIN mit Events und Chargennummer ein Produkt entlang der gesamten Prozesskette rückverfolgbar. Auch das Stammdatenservice GS1 Sync oder der Datenaustausch über GS1 EDI würden ohne eindeutige Artikelidentifikation mittels GTIN nicht funktionieren. Darüber hinaus lassen sich mit Hilfe der GTIN mittels dem Service Verified by GS1 bestimmte Attribute zum Produkt (falls eingestellt) oder zum Unternehmen von allen Lizenznehmern weltweit finden. Und das ist nur ein kleiner Einblick in das Universum der GTIN mit ihren nahezu unendlichen Einsatzmöglichkeiten. Klar ist jedenfalls, dass es sich hier wirklich um eine ganz große Nummer handelt!
Die Geschichte der GTIN
- 1971 - Vertreter der amerikanischen Industrie einigen sich auf eine standardisierte Produktidentifikation.
- 1973 - Bei der Auswahl des Datenträgers einigt man sich auf den Strichcode UPC von IBM, der auf eine Erfindung von Norman Joseph Woodland aus dem Jahr 1949 zurückgeht.
- 1974 - In einem Marsh Supermarket in Ohio, USA wird erstmals ein Strichcode auf einer Packung Wrigley’s Juicy Fruit Kaugummi an der Kassa gescannt.
- 1976 - Die GTIN wird um eine zusätzliche Ziffer in der EAN/UPC-Symbologie erweitert und hält damit auch Einzug in Europa. Der weltweite Einsatz der GTIN beginnt.
- 1977 - Gründung von EAN Austria (jetzt GS1 Austria) als eines von zwölf europäischen Gründungsmitgliedern.
- 1980 - Die Konsumgüterindustrie Food und Non-Food beginnt mit der EAN-Strichcode-Auszeichnung.
- 1983 - Erste Scannerkassen in Österreich: Commissary-Shop der Vereinten Nationen in Wien, Zumtobel-Supermarkt in Vorarlberg.
- 1987 - EAN Austria startet eine EDI-Plattform zum elektronischen Austausch von Daten.
- 2004 - Einführung des Electronic Product Code, kurz EPC, ermöglicht das Nebeneinander von Strichcode und RFID-Technologie.
- 2006 - Reduced Space Symbology (RSS), später GS1 DataBar genannt, ermöglicht mehr Zusatzinformation als der EAN-13 Strichcode bei geringerem Platzbedarf und neuen Einsatzmöglichkeiten.
- 2013 - Mit GS1 Sync wird eine österreichweite Lösung für den Austausch von Produktstammdaten eingeführt.
- 2016 - Online-Marktplätze wie Google, eBay und Alibaba verlangen eine GTIN als Listungsvoraussetzung.
- 2018 - Neues Rückverfolgbarkeitsservice GS1 Trace von GS1 Austria ermöglicht vollständige Transparenz entlang der
Supply Chain „from farm to fork“. - und jetzt... gilt es, die GTIN vor allem im Bereich der digitalen Produktkennzeichnung weiter zu entwickeln. Lösungen wie der GS1 Digital Link und Verified by GS1 ebnen den Weg für die nächsten 50 Jahre.