Die ersten Ideen zum Strichode lassen sich bereits in die früheren 1950er-Jahre zurückverfolgen, als der Amerikaner Norman Joseph Woodland – auch bekannt als „Vater des Strichcodes“ – seine ersten Ideen dazu an einem Strand in Florida in den Sand zeichnete und diese zum Patent anmeldete. Die tatsächliche Geburtsstunde des uns heute bekannten Strichcodes war jedoch erst 20 Jahre später, genau am 3. April 1973. An diesem Tag einigten sich in den USA zehn Branchenführer aus Handel und Industrie auf den Einsatz eines einheitlichen Symbols für den Universal Product Code (U.P.C.) zur Identifikation von Lebensmittelprodukten.
Eine Ära begann, die – nicht ganz zufällig – zeitlich auch mit dem Beginn der weltweiten Supermarkt-Ära zusammenfiel, wo alles plötzlich viel schneller gehen musste und man eine rasche Preisauskunft zum Produkt benötigte. Seither hat sich – siehe Graphik Meilensteine – sehr viel getan rund um den Strichcode. Seine Form und Funktion sind jedoch bis heute dieselben geblieben. Und das Wichtigste: Er ist nach wie vor weltweit flächendeckend im Einsatz. Nicht umsonst bezeichnete die BBC den Strichode vor einigen Jahren als „eines der 50 wichtigsten Dinge, die unsere Weltwirtschaft verändert haben“.
Totgeglaubte leben länger
„Das Ende des Strichcodes!“ – Diese und ähnliche Schlagzeilen geisterten in jüngster Vergangenheit leider in den Medien herum – vermutlich in völlig falschem Kontext von einer nicht genau rückverfolgbaren Quelle aus den USA übernommen. Das stimmt natürlich nicht!
„Vorerst jedenfalls nicht. Im Lebensmittelbereich ist derzeit am POS die Artikelnummer (GTIN) als Schlüssel etwa zu Preis und Artikelbeschreibung ausreichend.“, wie GS1 Austria Geschäftsführer Gregor Herzog erklärt: „Mit der zusätzlichen Einführung des 2D Codes soll künftig nur die Auswahl flexibler werden.“ Ob der 2D Code den Strichcode irgendwann ganz ersetzen wird, lässt sich laut Herzog derzeit nicht sagen: „Das hängt von den Anforderungen des Handels und der Industrie ab und geht wenn dann sicher von den größeren Ländern und nicht von Österreich aus.
GS1 ist bereit, 2D Codes sind etwa am POS in Apotheken längst Realität.“ Der lineare Strichcode wird mit Sicherheit noch viel länger weiterleben als medial prognostiziert, allerdings beginnt er in einigen Bereichen langsam, aber doch an seine Grenzen zu stoßen …
2D Codes als Brücke zur digitalen Welt
Diese Grenzen zeigen sich beim Strichcode laut Herzog „überall dort, wo es einen Wunsch oder einen Bedarf nach mehr Informationen gibt“. Diese lassen sich über den eindimensionalen Strichcode, der hinsichtlich Informationsbreite und -tiefe limitiert ist, oft nicht mehr adäquat abbilden. „Hier geht die Richtung ganz klar zu 2D Codes“, erklärt Herzog: „Darin können viel mehr Informationen verschlüsselt werden als in eindimensionalen Codes.“
So erlauben etwa 2D Codes wie QR Code oder GS1 DataMatrix eine Verarbeitung von mehr als 3.000 Zeichen, was einen nahezu grenzenlosen Einsatz ermöglicht. Neben Informationen zur Herkunft, zu Verpackungsspezifikationen oder zum Mindesthaltbarkeitsdatum sieht Herzog hier „vor allem auch viele Möglichkeiten für den Bereich Consumer Engagement, da der Hersteller so direkt mit dem Konsumenten in Verbindung treten kann“. Hier eignen sich 2D Codes etwa, um die Verbindung zu Homepages von Herstellern herzustellen, auf denen Konsumenten Gewinnspiele, Rezepturen oder Handhabungsvorschriften finden.
Um solche Informationen Verbrauchern und Wirtschaftsakteuren zugänglich zu machen, wurde von GS1 der GS1 Digital Link entwickelt. Dieser schafft eine einfache und standardbasierte Struktur, um Daten von 2D Codes oder anderen Datenträgern „webfähig“ zu machen. Das Ziel ist ein einziger multifunktionaler Code auf der Verpackung, der alles abdeckt: die gewohnte Artikelidentifikation für den Zahlvorgang am POS, variable Daten wie MHD oder Chargennummer und die Konsumentenansprache.
Die Zukunft ist jetzt!
Wer glaubt, bei 2D Codes handle es sich um reine Zukunftsmusik, der irrt! In vielen Branchen und Anwendungsfeldern sind diese bereits schon längst erfolgreich im Einsatz. Neben dem „Mehr an Information“ sind sie auch wesentlich robuster und brauchen viel weniger Platz. So hat sich beispielsweise der 2D Code GS1 DataMatrix im Gesundheitswesen als globaler Standard etabliert und sorgt für sichere Lieferketten sowie mehr Patientensicherheit. Auch im Bahnwesen kommt dieser bereits seit einigen Jahren erfolgreich zum Einsatz, indem beispielsweise die ÖBB ihre sicherheitsrelevanten Bauteile damit kennzeichnen.
Dadurch wurden bereits die ersten Schritte gesetzt und es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich der 2D Code auch nach und nach in anderen Bereichen durchsetzt. Womit der Wunsch, den Gregor Herzog zum 50. Geburtstag des Strichcodes ausgesprochen hat, ganz sicher in Erfüllung gehen wird: „Ich wünsche mir, dass der Strichcode gedeiht und sich in eine zweite Dimension weiterentwickeln wird.“ Happy Birthday!
Von der Vergangenheit in die Zukunft
50 Jahre Barcode stehen bei GS1 weltweit ganz im Zeichen der digitalen Transformation. Wie diese in Bezug auf die Weiterentwicklung des Strichcodes aussieht, erfahren Sie in diesem Video:
ORF-Sendung zum Strichcode
Der ORF gestaltete für die Sendung „Studio 2“ einen ausführlichen Beitrag anlässlich „50 Jahre Barcode“. Dazu hat das ORF-Team auch GS1 Austria am Brahmsplatz besucht und Geschäftsführer Gregor Herzog sowie Strichcode-Experte Gerald Gruber zum Interview gebeten.
Die Historie des Barcodes
Vor 50 Jahren wurde der Barcode eingeführt und hat damit den Handel revolutioniert und das Zeitalter der Digitalisierung eröffnet. 1974 wurde erstmals in einem Marsh Supermarket in Ohio ein Strichcode auf einer Packung Wrigley´s Juicy Fruit Kaugummi an der Kassa gescannt. Seitdem ist viel passiert!
Ein Erfahrungsbericht
KommR Dkfm Hans Rohregger, Bereichsleiter Beteiligungen i. R. bei Raiffeisen Ware Austria AG und Ehrenvorsitzender des GS1 Beirats, teilt als Nutzer der ersten Stunde seine ersten Erfahrungen mit dem Strichcode:
"Als wir im Jahre 1969 den ersten Verbrauchermarkt in Österreich eröffneten, führte das Unternehmen Maximarkt etwas mehr als 40.000 Artikel. In den Kassen hatten wir neun Speicherwerke, sogenannte „Renner“ und „Penner“ konnten jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht definiert werden. Mit der Installation von Instore Price-look-up-Systemen konnte man zwar Einzelartikel-Umsätze definieren, allerdings mit sehr großem Aufwand und einer Überlastung der Kassen. Erst mit den von den Herstellern angebrachten Strichcodes wurde es möglich, diese Informationen wirtschaftlich zu erfassen und einzulesen."
"Damit stellte sich heraus, dass auch bei sehr attraktiven Lieferanten ein Teil der angebotenen Artikel nicht oder nicht befriedigend verkauft wurde. Eine massive Anpassung der Sortimente war die Folge, was zu wesentlichen Ertragsverbesserungen bei den Handelsunternehmen führte. Preisänderungen bzw. -anpassungen konnten nun schnell und problemlos durchgeführt werden."
KommR Dkfm Hans Rohregger
Ein Strichcode kommt selten allein …
Auch wenn diese Situation zum Glück nur selten eintritt, kennt sie jeder von uns: Man steht an der Ladenkasse und der Strichcode kann vom Scanner nicht gelesen werden. In diesem Fall gibt der Kassenmitarbeiter einfach die Nummer unter dem Strichcode ein. Und genau um diese Nummer geht’s: Die Striche und Lücken über der Nummer sind nämlich nichts anderes als die „Darstellungsform“ dieser Nummer oder, noch einfacher gesagt, die gewählte „Schriftart“, um diese für Maschinen lesbar zu machen.
Bei der Nummer handelt es sich übrigens um die GTIN (Global Trade Item Number), die zur weltweiten und eindeutigen Identifikation von Handelseinheiten auf unterschiedlichen Verpackungsebenen dient. Sie ist der Schlüssel zu den dahinterliegenden Stammdaten. Die GTIN gibt es in vier Varianten, wobei die 13-stellige GTIN-13 die gängigste Variante darstellt.
Der Erfinder des Barcodes
Von seiner ersten Idee bis zum ausgereiften und einsatzfähigen Strichcode dauerte es mehr als 20 Jahre.
1D Code und 2D Code im Vergleich
Optisch lassen sich die beiden Codes auf den ersten Blick leicht voneinander unterscheiden. Doch auch auf den zweiten Blick gibt es einige interessante Unterscheidungsmerkmale:
EAN-13 Strichcode
- Kann nur eine 13-stellige Nummer (z. B. GTIN – Global Trade Item Number) verschlüsseln
- Von jeder Scannerkassa lesbar
- Weltweit eindeutig verständlich und interoperabel
GS1 QR Code
- 2D Codes können wesentlich mehr Informationen speichern als eindimensionale Codes (in einem QR Code können etwa 4.000 Buchstaben und mehr als 7.000 Zahlen abgebildet werden)
- QR steht für „Quick Response“, d. h., dieser eignet sich besonders gut für schnelle Informationen wie z. B. für Marketingzwecke oder zur Registrierung
- Neben der GS1 Artikelnummer (GTIN) können auch Informationen wie das Verfallsdatum, Chargen- und Seriennummer verschlüsselt werden.
- Benötigt nur 42 % des Platzes eines linearen Strichcodes und eignet sich daher auch besonders gut für kleinere Produkte
- Robuster und leichter lesbar
- Kann mit mobilen Endgeräten wie z. B. mit herkömmlichen Smartphones ausgelesen werden
Podcast „50 Jahre Barcode“
Warum wurde der Strichcode überhaupt erfunden? Warum piepst es an der Kassa? Stirbt der lineare Strichcode und was kommt dann? Was wird in Zukunft alles möglich sein? Und welche Rolle spielt GS1 dabei? Diese und weitere Fragen beantwortet GS1 Austria-Geschäftsführer Gregor Herzog der CASH-Chefredakteurin Margaretha Jurik.