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Alles bleibt besser?

12. Juli 2022

Oft kommen Wandlungsprozesse schleichend. Durch die Hintertüre. Sie haben schon lange begonnen, ohne dass wir es bemerkt haben. Und dennoch haben wir unseren Teil dazu beigetragen, den Weg geebnet. Sei es mit einem Onlineeinkauf oder einem Einkaufswagen voll mit Händlermarken. Sechs Thesen darüber, wie Handel und Industrie künftig zusammenarbeiten und welche Rolle ECR und GS1 haben werden.

THESE 1

Disruption als Chance

Zustellung innerhalb von 15 Minuten. So lautet das Versprechen von mjam market. Der blitzschnelle Online-Supermarkt, wie er sich selbst nennt, hat sich seit über einem Jahr der Zustellung von Lebensmitteln angenommen. Dafür kooperiert mjam mit bestehenden Playern wie Spar (Spar express) oder Rewe (Merkur Inside) und nutzt das Netzwerk des etablierten Lieferdienstes und Mutterunternehmens mjam. Das Sortiment ist – im Verhältnis zu einem Gang durch den Supermarkt – mit etwas über 3.000 Artikeln noch relativ eingeschränkt, bedient wird (vorerst) nur der urbane Raum. Ein Format, das man als disruptiv bezeichnen könnte. Traditionen aufbrechen, Neues schaffen. 

 

THESE 2

Echter Kundennutzen als Credo

Mehrwert für den Kunden steht künftig ganz oben auf der Agenda. Damit gemeint ist nicht „weißer als weiß“, sondern echter Kundennutzen. Die Herausforderung dabei: Es gibt nicht den einen Kundennutzen, sondern unzählige. Umso wichtiger ist es, das Angebot an die Kundenbedürfnisse anzupassen. Das bedeutet sowohl eine breite Vielfalt im Regal, authentische Produkte, aber auch unterschiedliche Vertriebsformen. Das kann ein globaler Onlinehändler ebenso sein wie ein regionaler Laden mit Click & Collect, Drohnenzustellung oder ein 3D-Store als komplett neuer Kanal. Im Hintergrund müssen sich die Player entlang der Wertschöpfungskette dazu immer mehr vernetzen. Ein Beispiel: Verpackungsproduzenten, die bereits bei der Produktentwicklung einbezogen werden. 

 

THESE 3

Ein „Mehr“ an Information

Der Kundennutzen kann breit gedacht werden. Ein Beispiel im B2C-Bereich ist das Schlagwort Customer Engagement, also Strategien zur Kundenbindung. 2D-Codes können Konsumenten hier künftig wichtige Zusatzinformationen liefern – etwa wenn es um die Rückverfolgbarkeit eines Produktes geht. Oder Data Sharing. Gerade wenn es um das zyklische Denken – Stichwort Kreislaufwirtschaft – geht, ist der Datenaustausch nicht wegzudenken. Je standardisierter das Sammeln, Aufbereiten und die Weitergabe bzw. das Zur-Verfügung-Stellen der Daten erfolgt, umso besser.

 

THESE 4

Blurred lines

Die Grenzen verschwimmen mehr und mehr. Ein paar Beispiele dafür: Händler produzieren, Hersteller verkaufen, Supermärkte bieten Onlinebestellung an, Diskonter führen Markenartikel, Supermärkte haben Diskontprodukte. Die Antworten auf „Was ist eine gute Marke?“ werden anders lauten. Der bereits hohe Eigenmarken-Anteil von über 40 % in Österreich könnte noch weiter anwachsen. Das grundsätzliche Spannungsfeld zwischen Händlern und Produzenten wird sich nicht in Luft auflösen, aber das Auftreten nach außen wird einheitlicher – und vielleicht auch transparenter – sein. Das Kundenversprechen steht im Vordergrund. 

 

THESE 5

Mehr Zeit fürs Wesentliche

Viele Arbeitsschritte – auch jene zwischen Handel und Industrie – werden von KI unterstützt. Die Felder dafür sind mannigfaltig: Die Mitarbeiterin auf der Fläche hat wieder Zeit für Verkauf und Beratung. Im Hintergrund wird automatisiert bestellt, eingeschlichtet, über Preise informiert. Leere LKWs sind Schnee von gestern. Die Routenplanung erfolgt KI-unterstützt, optimiert Beladungen und Stopps beim Kunden und achtet nebenher auf eine effiziente, nachhaltige Fahrweise. Der Konsument bestellt vom Crosstrainer aus seine Lebensmittel für den nächsten Tag. Fakt ist: Einige Jobs werden wegfallen, viele neue dazukommen.  Was bleibt, ist die Hoffnung auf mehr Convenience, mehr Zeit zum Leben. 

 

THESE 6

Standards als Sprungbrett

Auch die Rollen von ECR und GS1 werden sich in den nächsten 25 Jahren maßgeblich weiterentwickeln. Eines ist gewiss: Standards, egal ob für Verpackungen oder etwa Transparenz entlang der Wertschöpfungskette, werden immer wichtiger. Hier wurden bereits wichtige Meilensteine gesetzt – sei es mit der Circular Packaging Initiative oder der Kooperation mit Packaging Cockpit. Die Rolle von ECR als neutrale Plattform für alle Player entlang der Wertschöpfungskette wird zunehmen. Zu den Aufgaben zählt die Entwicklung von Standards für Nachhaltigkeitsthemen genauso wie das Vermitteln zwischen Handel und Industrie. Aber auch ganz neue Themen, etwa Richtlinien für das Zusammenspiel von KI und Mensch oder Standards für Drohnenlieferungen, können relevant werden. 

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