Die Verpackungsindustrie ist im Umbruch. Nachhaltigkeitsziele, politische Rahmenbedingungen sowie Veränderungen in Logistikketten führen seit Jahren zu Prozessen, die Verpackungs- und Papiertrends neu geschrieben haben. Die Coronakrise gilt als zusätzlicher Booster für Verpackungsinnovationen, da auf Kundenseite die Nachfrage nach mehr Nachhaltigkeit und Effizienz schneller als erwartet gestiegen ist. Die größte Herausforderung für Industrie und Handel ist daher, bestehende Verpackungslösungen nicht nur zu verbessern, sondern das gesamte System zu optimieren: weg vom linearen und hin zu einem zirkulären Modell, das Wirtschaft und Wohlstand vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt und keinen Abfall produziert. Die Umsetzung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft verlangt die richtigen Werkzeuge sowie die Kooperation der gesamten Wertschöpfungskette.
Damit entlang der Supply Chains auch alle das Gleiche verstehen und und Information ungehindert fließen kann, bedarf es internationaler Standards, zumal ja viele Verpackungen international beschafft werden. Genau hier kommt GS1 ins Spiel. GS1 Standards helfen bei der Identifikation und beim Teilen von Information, beides wichtige Grundlagen der Circular Economy. Zusätzlich werden Mehrwegladungsträger vereinheitlicht.
Das #ForumRezyklat hat mit der Abbildung der Recyclinganteile von Verpackungsmaterialien im GDSN den Weg geebnet, nachhaltigkeitsrelevante Informationen in der Wertschöpfungskette transparent verfügbar zu machen.
Bahar Cat-Krause, Senior Managerin Sustainability bei GS1 Germany
Es tut sich was …
Eine der jüngsten Innovationen aus der GS1 Welt ist beispielsweise die von GS1 Germany entwickelte GS1 Smart-Box – ein modularer Mehrwegladungsträger (Details siehe Kasten).
Eine weitere globale Aktivität setzt GS1 als Teil der Initiative „Holy Grail 2.0“, bei der es um die Anwendung digitaler Wasserzeichen für die Sortierung von Verpackungen im Abfallmanagementsystem geht. In den USA wiederum wird derzeit an der für 2027 geplanten Einführung des 2D-Codes für die Produktkennzeichnung gearbeitet. Dieser soll vor allem die steigenden Anforderungen von Konsumenten und Unternehmen nach zusätzlichen Produktdaten erfüllen und erweist sich auch aufgrund seiner geringen Größe und Robustheit bei GermanyVerpackungen als zukunftsträchtige Lösung.
Ebenso mischt GS1 mit, wenn es um die Entwicklung der „richtigen Verpackung“ im europäischen Spirituosensektor geht: Eine Kooperation von GS1 in Europe, Comité Vin und SpiritsEUROPE, zielt hier auf eine standardisierte und digitalisierte Bereitstellung von Nährwert- und Identitätsangaben von Weinen und Spirituosen ab.
Einen weiteren wichtigen Meilenstein rund um GS1 und Verpackung bildet das 2020 von GS1 Germany übernommene Projektmanagement des „Forums Rezyklat“, in dem sich GS1 vorrangig der Expertengruppe Stammdatenmanagement widmet. Dabei soll eine einheitliche und automatisiert verarbeitbare Datengrundlage für den Anteil von Recyclingmaterial geschaffen werden.
„GS1 Austria hat viele Antworten auf noch offene Fragen – vor allem da, wo es um die Informationen zu den einzelnen Rohstoffen geht.“
Gregor Herzog, Geschäftsführer GS1 Austria
Initiativen & Innovationen im Sinn der Kreislaufwirtschaft
Die GS1 Smart-Box
Um Abfall zu reduzieren und das Handling in der Warenlogistik zu vereinfachen, wurde diese Mehrwegtransportbox entwickelt. Sie kann auf dem Weg zum POS in den Verteilzentren des Handels genutzt werden. Mehr zur GS1 Smart-Box
Digitale Wasserzeichen
Diese nicht wahrnehmbaren Codes auf Konsumgüterverpackungen könnten die Sortierung von Verpackungen in der Abfallwirtschaft revolutionieren. Die EU-weite Initiative „HolyGrail 2.0“ prüft ihre Machbarkeit.
Lean & Green Initiative
Das Ziel von Lean & Green ist die Reduktion von CO2-Emissionen mit Hauptfokus auf Lager und Transport. Die freiwillig teilnehmenden Unternehmen sparen in den ersten fünf Jahren 20 %, danach 15 % an CO2 ein.
Was GS1 Austria alles verpackt
Auch in Österreich tut sich einiges, was nicht zuletzt auch auf die nahende Novellierung der Österreichischen Verpackungsverordnung zurückzuführen ist. Darin werden die Vorgaben des Europäischen Kreislaufwirtschaftspakets und der Plastic Strategy umgesetzt. Teil davon ist zum Beispiel, dass bis 2025 mindestens 50 % aller Kunststoffverpackungen im Umlauf recycelt werden müssen. In intensiver Diskussion und damit auch vor einem möglichen Umbruch ist das Thema Einwegpfand einhergehend mit den Themen Ökomodulation, verpflichtende Mehrwegquoten und Steuern auf nicht rezyklierte Kunststoffverpackungen („plastic tax“).
GS1 Austria Geschäftsführer Gregor Herzog ist überzeugt: „GS1 Austria hat viele Antworten auf noch offene Fragen – vor allem da, wo es um die Informationen zu den einzelnen Rohstoffen geht.“ Unter dem Dach von GS1 Austria sind die Weichen dafür längst gestellt. So beschäftigt sich beispielsweise die von ECR Austria im Rahmen ihrer Circular Packaging Initiative gegründete Arbeitsgruppe „Verpackungsinformationen in Stammdaten“ mit der zukünftigen Aufnahme verpackungsspezifischer Daten im GS1 Sync Stammdatenservice. Auch in den Arbeitsgruppen des Logistikverbunds Mehrweg (L-MW) steht die Zukunft der Verpackung rund um Mehrweg-Displays, Mehrweg-Bierflaschen oder aber auch im Rahmen der Lean & Green Initiative an vorderster Front. Gregor Herzog ist überzeugt: „GS1 Austria bietet die besten Voraussetzungen, um effizient die Ziele der Kreislaufwirtschaft zu erreichen.“
Es ist davon auszugehen, dass das Thema Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Manfred Tacker, Dozent Verpackungs- und Ressourcenmanagement FH Campus Wien