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Mehrweg to go

3. März 2025

„Bitte einen Kaffee zum Mitnehmen“ – dieser Satz wird in Österreich 800.000 Mal pro Tag ausgesprochen, überall dort, wo das Konzept „Coffee to go“ angeboten wird, in Bäckereien, im Einzelhandel, in Gastronomiebetrieben, an Tankstellen etc. Der Logistikverbund-Mehrweg versucht durch eine standardisierte Mehrweg-Lösung Ressourcen zu schonen und Littering zu vermeiden.

300 Millionen Einweg-Kaffeebecher werden in Österreich jährlich verbraucht.

34 Millionen kWh Energie, 160 Millionen Liter Wasser und das Holz von 4.500 Bäumen werden für deren Produktion benötigt. (Quelle: DIE UMWELTBERATUNG)

15 Minuten beträgt die durchschnittliche „Lebensdauer“ eines Bechers, bis er im Abfall landet. Die dünne Kunststoffschicht macht ihn besonders schlecht recyclierbar.

 

Der schnelle Kaffee als take-away erfreut sich immer größerer Beliebtheit und auch in der Gastronomie nehmen die Außer-Haus-Bestellungen seit der Corona-Pandemie stark zu. Bei der Essenszustellung werden die Speisen zum Großteil in Einweggebinden geliefert.

L-MW-Arbeitsgruppe „Mehrweg 2 go“

Um die Chancen für eine ökologisch nachhaltige Lösung zu erarbeiten, hat der Logistikverbund-Mehrweg (L-MW), eine Teilorganisation von GS1 Austria, die Arbeitsgruppe „Mehrweg 2 go“ gestartet. 

Diese hat zum Ziel, die bestehenden Anbieter von Mehrwegsystemen von Kaffeebechern und Take-away-Geschirr zu analysieren und standardisierte Lösungen zu koordinieren. 

Schließlich gilt laut der Packaging and Packaging Waste Regulative (PPWR) ab dem Jahr 2028 eine EU-weite Mehrweg-Angebotspflicht.

Bestehende Lösungen und Systeme

Zahlreiche Anbieter haben bereits in der ersten Sitzung ihre Systeme präsentiert, wie z. B. RECUP & REBOWL, MY COFFEE CUP, Vytal und Sykell. 

Sie bieten ihren Kunden Mehrweg-Kaffeebecher und Mehrweg-Schalen jeweils mit Deckel und in verschiedenen Größen gegen Pfand an. Bei Rückgabe erhält der Käufer das Pfand wieder zurück. 

Für Kaffeeautomaten in Betrieben werden Konzepte angeboten, die Mehrweg-Kaffeebecher in gesonderten Rückgabeautomaten sammeln, bis sie vom jeweiligen Betrieb abgeholt und gereinigt werden und wieder im Automaten Verwendung finden.

Coffee to go bei Tchibo

Seit mehreren Jahren können Kunden einen eigenen Mehrwegbecher für ihren Kaffee nutzen und erhalten dafür einen Preisnachlass von 20 Cent. In den Filialen in Wien und Salzburg sind Becher von MY COFFEE CUP gegen ein Pfand von 1 Euro verfügbar. 

Hofpfisterei München

Die deutsche Bäckereikette gilt als Pionier für die Nutzung von Mehrwegbechern. Seit 2019 kommen keine Einweg-Gefäße mehr zum Einsatz. Stattdessen wird werden die Heißgetränke in nachhaltigen Bechern der Firma RECUP & REBOWL verkauft. 

Die im Allgäu produzierten Becher sind recycelt, BPA-frei und halten mindestens 500 Spülgängen stand. 

Die Tübinger Verpackungssteuer auf Einweg to go

Dass das Thema Mehrweg to go an Bedeutung gewinnt und mittlerweile in der Politik angekommen ist, zeigt ein Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe. Nach einer Verfassungsbeschwerde durch ein Tübinger Fast-Food-Restaurant billigte das Gericht die Tübinger Verpackungssteuer als rechtmäßig. 

Die Universitätsstadt im Bundesland Baden-Württemberg hatte im Jahr 2022 eine Abgabe auf Einwegverpackungen, -geschirr und -besteck für Lebensmittel to go als örtliche Verbrauchsteuer eingeführt. 

 

Die Tübinger Verpackungssteuer

Lokale wie Bäckereien oder Imbiss-Stände, die Getränke oder Speisen zum Mitnehmen oder zum sofortigen Verzehr ausgeben, bezahlen netto

  • 0,20 € für Einweg-Besteck, -Strohhalme oder -Eislöffel bzw.
  • 0,50 € für Einweg-Becher und -Geschirr vom Coffee-to-go-Becher bis zur Take-Away-Box.
 

Von der neuen Abgabe erwartete sich die Tübinger Stadtverwaltung die Stärkung des städtischen Haushalts, aber vor allem eine Reduktion des Verpackungsmülls und die Förderung von Mehrweg-Alternativen. 

Die Erfolge der Tübinger Verpackungssteuer

Mittlerweile hat sich die Anzahl der Betriebe, die Mehrwegverpackungen nutzen, vervierfacht und die Menge an Verpackungsabfall ist zurückgegangen. Gleichzeitig betrugen die zusätzlichen Einnahmen der Stadt durch die lokale Steuer im ersten Jahr 800.000 €. Entgegen mancher Befürchtungen kam es außerdem nicht zu einer Zunahme an Insolvenzen. 

Die zusätzlichen finanziellen Mittel investiert Tübingen in die Entsorgung und Beseitigung von Abfall im öffentlichen Raum sowie weitere Umweltschutz-Maßnahmen.

Gerichtsentscheid über die Steuer

Die Betreiberin einer McDonalds-Filiale in Tübingen sah sich durch die Abgabe ungerecht behandelt. Sie reichte eine Verfassungsbeschwerde, unter anderem über eine unzulässige Beschränkung der Berufsfreiheit, ein. 

Diese Beschwerde wies das Karlsruher Bundesverfassungsgericht im Februar 2025 schließlich zurück. Da die Abgabe einem legitimen Ziel – der Verringerung von Einweg-Abfällen – dient, ist sie als verhältnismäßig einzustufen. Das Gericht betonte außerdem, dass die Verpackungssteuer keine unzumutbare Belastung für betroffene Betriebe darstelle. 

Das Urteil über die Tübinger Verpackungssteuer wird als richtungsweisend für die Umweltpolitik auf kommunaler Ebene in Deutschland eingestuft. Städte und Gemeinden erhalten damit die Möglichkeit, selbst steuerliche Maßnahmen zu setzen, um den regionalen Umweltschutz voran zu treiben. 

Nächste Schritte am Weg zu „Mehrweg 2 go“

Im Sinne von Umweltschutz und Müllvermeidung ist es notwendig, die Verwendung von Mehrweg-Verpackungen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette zu analysieren und die Einsatzmöglichkeiten voranzutreiben. Denn: „Mehrweg ist Klimaschutz.“ 

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