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Standards im (Auf)Bau

13. März 2023

Transparente Wertschöpfungsketten und Rückverfolgbarkeit gewinnen durch die Digitalisierung auch im Bauwesen immer mehr an Bedeutung. Das wichtigste Fundament dafür: korrekte Artikelstammdaten mit einheitlichen Standards!

Dachausbauten liegen voll im Trend, müssen aber – vor allem in Zeiten wie diesen – zeit- und kosteneffizient geplant werden. Doch die beste Planung nützt nichts, wenn unvorhergesehene Dinge passieren – wie zum Beispiel, dass die per Kran angelieferte Palette mit Gipskartonwänden plötzlich nicht durch den Türstock passt. In der Regel liegt das nicht am Kunden, sondern meist an einer mangelhaften Artikelkennzeichnung, bei der – wie in diesem Fall – die Palettenhöhe bei der Bestellung nicht ersichtlich war bzw. dem Artikel nicht zugeordnet wurde. „Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist, es mit jemandem zu sprechen“, wusste bereits der deutsche Publizist Peter E. Schumacher. Genau dieser Weisheit folgte die heimische Baustoffbranche und hat sich mit der Gründung des „Arbeitskreises Transaktionsdaten“ vor rund zwei Jahren genau dieser Thematik gestellt. Das Ziel lag von Anfang an klar auf der Hand: gemeinsame Standards für die Kennzeichnung von Baustoffen zu schaffen. Zu Beginn stand die Artikelidentifikation im Fokus, dann das darauf aufbauende Thema elektronischer Datenaustausch. Dazu benötigt man neben den Produktstammdaten auch die Bewegungsdaten, die sogenannten Transaktionsdaten, um elektronische Nachrichten wie ORDERS, DESADV und INVOIC versenden zu können.

Von Anderen lernen…

Dieser Arbeitskreis, der vom Verband der österreichischen Baustoffhändler (VBÖ), des Forschungsverbands der Baustoffindustrie (F.B.I.) und dem Zentralverband industrieller Bauprodukteerzeuger (ZIB) ins Leben gerufen wurde, hat einen großen Startvorteil: Das „Patentrezept“ zur Erreichung des gemeinsamen Ziels gab es bereits, und zwar in Form von GS1 Standards. Diese haben sich in der Konsumgüterbranche seit Jahrzenten bewährt, und auch die Baustoffbranche ist aufgrund ihres erfolgreichen Einsatzes im DIY-Bereich oder im Haus- und Gartensortiment bereits bestens damit vertraut. 

Wir bauen auf GS1 Standards

Einige Unternehmen aus der Baustoffbranche zeigen sich rund um die Anwendung und den Einsatz von GS1 Standards als besondere Vorreiter und haben dadurch auch rasch deren Vorteile für sich und die gesamte Branche erkannt.

Schmid Industrieholding GmbH (Baumit)

Die Produkte von BAUMIT stehen unter dem Dach der Schmid Industrieholding, bekannt als Global Player für Werktrockenmörtel und pastöse Produkte. Rund um die Anwendung von GS1 Standards liegt hier bereits jede Menge Erfahrung aus dem DIY-Bereich vor. Daraus ergeben sich neben Überschneidungen in der Anwendung auch jede Menge neue Ideen, die für die gesamte Baustoffbranche relevant sind und in den Arbeitskreis Transaktionsdaten einfließen. 

 

 

Markus Kopecky © Schmid Industrieholding GmbH (Baumit)

Die digitale Baustelle ist mit Hilfe der GS1 Standards in greifbare Nähe gerückt. Eine gemeinsame, standardisierte Sprache auf der Baustelle ist die Basis für eine erfolgreiche Prozessoptimierung.

Markus Kopecky, Prokurist/Chief Information an Digital Officer, Schmid Industrieholding GmbH (Baumit)

Unser Lagerhaus Warenhandels GmbH

Unser Lagerhaus Kärnten verfolgt mit Hilfe von GS1 Standards das klare Ziel, die Abläufe sowohl intern als auch zwischen dem Kunden und der RWA (Raiffeisen Ware Austria) besser zu strukturieren. Durch die Unterstützung von GS1 Austria aus neutraler Sicht von außen konnten in den letzten Monaten einige Stolpersteine erkannt und aus dem Weg geräumt werden. Das klare Bekenntnis zu GS1 Standards schafft bei „Unser Lagerhaus“ über alle Abteilungen und Sparten hinweg das gleiche Verständnis und somit eine Erhöhung der Effizienz sowie eine Reduktion der Nachbearbeitungszeit im Falle von Reklamationen.

 

 

Sabine Thaler © Lagerhaus

Durch die Verwendung von GS1 Standards ermöglichen wir unseren Geschäftspartnern den elektronischen Austausch von Daten, was die Genauigkeit und Geschwindigkeit von Bestellungen, Lieferungen und Rechnungen erhöht. Insgesamt tragen GS1 Standards dazu bei, die Supply Chain zu optimieren und die Geschäftsabläufe zu verbessern, was letztendlich die Zufriedenheit unserer Kunden erhöht und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens stärkt.

Sabine Thaler, Bereichsleitung Innovations- & Projektmanagement

ARDEX Baustoff GmbH

Aufgrund des großen Portfolios von ARDEX wird jedes einzelne Produkt mit einer GTIN und die Transporteinheiten (Paletten) mit einem GS1 Transportetikett (SSCC) gekennzeichnet. Damit ist gewährleistet, dass jedes Produkt in seiner Art, Beschaffenheit und auch Menge weltweit eindeutig gekennzeichnet ist.

 

 

Martin Schalhas © ARDEX Baustoff GmbH

Die von GS1 entwickelten Standards sind bereits in vielen Bereichen erfolgreich etabliert und bewährt. Für den Bereich Baustoffe gilt es nun, breit akzeptierte Lösungen für Logistik und Stammdaten zu entwickeln. Aufbauend auf den Erfahrungen aus anderen Branchen ist hier das Fachwissen der Mitarbeiter von GS1 Austria entscheidend für das Ergebnis sowie für eine zukunftsfitte Handelslandschaft im Baustoffbereich.

 

 

Martin Schalhas, Betriebsleiter Produktion, ARDEX Baustoff GmbH

 

GTIN zur Datenidentifikation

Aus diesem Grund wird diese Arbeitsgruppe auch von GS1 Austria moderiert und begleitet, um ein gemeinsames Verständnis zwischen Handel und Industrie zur Artikelkennzeichnung zu gewährleisten. Zusätzlich wird dadurch ihre Expertise rund um die auf Standards aufbauende Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen eingebracht. Für Alexander Peterlik, der seitens GS1 Austria als Business Development Manager diese Funktion übernommen hat, liegt hier der klare Fokus „in der Schaffung einer Identifikationsnummer für eine funktionierende elektronische Datenkommunikation“. Diese Identifikationsnummer nennt sich GTIN (Global Trade Item Number) und sorgt laut Peterlik „nicht nur für eine weltweit eindeutige Artikelauszeichnung, sondern auch für eine eindeutige Bestellung, die richtige Weiterverarbeitung sowie für einen klaren Lagerbestand“.

Richtig gut kommunizieren

Mit der durchgängigen Verwendung der GTIN-13 als Basis wurde im Arbeitskreis Transaktionsdaten ein gemeinsamer Stammdatenstandard entwickelt. Dieser sorgt nicht nur für die korrekte Zuordnung eines Produkts, sondern auch dafür, dass die zugehörigen Informationen in den Industriedatenpool (inndata) sowie in unterschiedliche BIM (Building Information Model)-Systeme einfließen. In den nächsten Schritten beschäftigt sich der Arbeitskreis nun vor allem damit, wie mit diesen nun vorhandenen Daten in Zukunft korrekt kommuniziert werden kann. Dazu bedarf es standardisierter und abgestimmter Prozesse, wodurch man laut Alexander Peterlik „nicht nur enorme Kosten einsparen kann, sondern auch für mehr Transparenz im Rahmen der Rückverfolgbarkeit sowie für ein effizientes Reklamations- und Qualitätsmanagement sorgt“. Erfolgreich umsetzen lässt sich das laut der langjährigen Erfahrung von Peterlik aus anderen Branchen jedoch nur dann, wenn es im Unternehmen nicht als „reines IT-Projekt gesehen wird und wirklich jede einzelne Abteilung miteingebunden wird“. Also ganz im Sinne eines Zitats von Anton Bruckner: „Wer hohe Türme bauen will, muss lang beim Fundament verweilen.“

 

 

DIGITAL BAUEN - Trends. Technologie. Schnittsellen.

Das von Baumeister Otto Handle von inndata herausgegebene Handbuch erläutert in sieben entsprechend dem Gebäudelebenszyklus angeordneten Kapiteln wichtige Themen zum digital unterstützten Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsablauf. Das Kapitel 5 zum Thema „Digitale Beschaffung und EDI“ wurde von GS1 Austria Business Development Manager Alexander Peterlik verfasst und zeigt auf, wie sich mittels branchenweiter Datenstandards und digitalen Prozessen bessere Ergebnisse in Beschaffung, Vertrieb und Datenaustausch erzielen lassen.
Weitere Infos und Bestellmöglichkeit unter: www.digital-bauen.com
 

 

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