Mehrweg-Bierflaschen haben sich im österreichischen Einzelhandel und in der Gastronomie längst etabliert. Mittlerweile werden auch Limonaden, Milch oder Joghurt immer häufiger in Mehrweg-Gebinden angeboten. Nur 0,75-l-Weinflaschen werden zu einem großen Teil ausschließlich einmalig befüllt.
Die große Vielfalt an Flaschentypen für die Abfüllung von Wein macht die Einführung eines einheitlichen Mehrwegsystems zu einer großen Herausforderung. Dieser stellt sich jetzt eine Gruppe aus Experten für Kreislaufwirtschaft, Verpackungs- und Mehrwegsysteme, Weinbau und -handel.
Hohe CO₂-Emissionen im Weinbau
Eine kürzlich publizierte Studie zu den CO₂-Emissionen im Weinbau zeigte den hohen Anteil der Verpackungen an den Gesamtemissionen der Betriebe auf. Hauptverantwortlich dafür ist die Einwegglasflasche, die zwar fleißig gesammelt wird, deren Einschmelzen aber große Mengen an Erdgas erfordert.
Umweltschonende Mehrweg-Bouteillen aus Glas
Glas ist für den Schutz der Weine ideal und konnte sich bisher gut gegen Alternativen wie PET oder Kartonverbund behaupten. Deshalb geht es der Steuerungsgruppe darum, keinen anderen Werkstoff, sondern Glas selbst effizienter einzusetzen. Nicht nur durch Reduktion des Flaschengewichts, sondern auch durch die Kreislaufführung der Flasche.
Die Projektgruppe „Österreichische Mehrweg-Bouteille"
In der angesprochenen Steuerungsgruppe sind neben dem Logistikverbund-Mehrweg das Österreichische Ökologie-Institut, Circular Analytics, das Bundesamt für Wein- & Obstbau, Biogast und RWA vertreten.
Ihre Kompetenzen sollen in der Zusammenarbeit mit den Winzern und wichtigen Stakeholdern sicherstellen, dass am Ende eine optimale Lösung erzielt wird. Gefördert wird das Projekt von der Abfallvermeidungsförderung der Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen.
Projekt-Schwerpunkte und Visionen
Im ersten Arbeitspaket wurden Empfehlungen für zwei 0,75-l-Flaschen, eine 1-l-Flasche sowie ein Anforderungsprofil für eine gemeinsame 6er-Kunststoffkiste erarbeitet. In den nächsten Arbeitspaketen widmet man sich den Themen „Vertrieb & Marketing“ sowie „Logistik & Spülen“.
Da Mehrweg nie nur Verpackung, sondern ein System mit vielen Akteuren ist, geht es in der Folge auch um Investitions- und Poolmanagement, bevor 2025 im Pilot getestet werden kann.
„In einer sehr heterogenen Branche ist die Einführung von Mehrweg-Standardflaschen eine besondere Herausforderung. Aktuelle Entwicklungen bei Energiepreisen, betrieblichen CSR- und Gesetzesinitiativen helfen aber“, so Philipp Haderer, Manager des Logistikverbund-Mehrweg.
Projekt-Update: Erste Musterflaschen produziert
Im August produzierte die Firma Vetropack in einer kleinen Testreihe die ersten schlanken, olivgrünen Rheinwein-Flaschen, die typischerweise für Weißweine zum Einsatz kommen.
Die Mehrweg (MW)-Flaschen sind etwas robuster als die Einweg-Variante gebaut, damit sie 20 Umläufe bestehen können. Auf der Flaschenschulter befinden sich vier Prägungen des österreichischen Mehrweg-Logos, um die Flasche eindeutig als Mehrweg-Verpackung zu identifizieren.
Konsumenten wie Winzer sollen die Flasche auf den ersten Blick als MW-Flasche erkennen können. Schließlich ist es wichtig, dass die kostbaren Flaschen nicht beim Altglas landen, sondern in den Kreislauf rückgeführt werden. Denn darin liegt der Vorteil der Mehrweg-Variante:
Waschen statt Einschmelzen spart so viel Energie, dass die Glasflasche es bezüglich Ökobilanz mit allen anderen Verpackungsalternativen aufnehmen kann – mit bestem Schutz für die Weine und ohne Littering-Problem.
Innovative Mehrweg-Weinkisten
Passend zur Flasche wurden auch Empfehlungen für zwei Sechser-Kunststoffkisten mit Tragegriff abgegeben.
Bei den Präsentationen der Kistenhersteller vor Winzern und Marketing-Experten konnten sich zwei Konzepte durchsetzen, die sich mit innovativen Designideen von den klassischen Getränkekisten abheben und auch bei jenen Winzern Interesse wecken, die Wert auf hochwertige Präsentation legen, aber aktuell nur in Weinkartons ausliefern.
Bevor es zum angestrebten Verkaufsstart der MW-Flaschen im Rahmen des Pilotbetriebs kommen kann (Q1 2025), werden in einer Arbeitsgruppe noch Aspekte zur Wirtschaftlichkeit und zum Pool-Management ausgearbeitet.
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