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Digitaler Produktpass (DPP): Hintergründe, Ziele & Pläne

5. September 2024

In der Ökodesign-Verordnung (ESPR) ist die Einführung eines Digitalen Produktpasses (DPP) vorgesehen. Dieser soll helfen, Daten zu einem Produkt, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette anfallen, zur Verfügung zu stellen.

Ziel ist die Unterstützung der Transformation auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Hier erfahren Sie mehr über die Hintergründe und erhalten Antworten auf häufige Fragen. 

Was ist der Digitale Produktpass (DPP)?

Der Digitale Produktpass soll Verbrauchern dabei helfen, ökologisch verantwortungsbewusste Kaufentscheidungen zu treffen. 

Wirtschaftsteilnehmer und andere Akteure der Wertschöpfungskette sollen damit Zugang zu einschlägigen Informationen erhalten und Behörden die Erfüllung ihrer Aufgaben erleichtert werden. 

Der DPP wird zukünftig den gesamten Lebenszyklus von Produkten begleiten, die in der EU in Verkehr gebracht oder importiert werden – vergleichbar mit einem Reisepass.

Welche Daten stehen im DPP?

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Produktes, von der Herstellung über Nutzung, Reparaturen bis zu Entsorgung und Recycling: 

Im DPP werden detaillierte Informationen über verarbeitete Materialien, mögliche gefährliche Inhaltsstoffe, Komponenten, verbaute Ersatzteile und vieles mehr gespeichert. 

Alle Daten werden maschinenlesbar, strukturiert und standardisiert abgelegt, sodass sie problemlos von allen Beteiligten aufgerufen werden können – selbstverständlich auch von Verbrauchern. 

Der Zugang funktioniert über einen Datenträger (z.B. QR-Code) direkt am Produkt. Festgelegte Zugriffs- und Bearbeitungsrechte stellen sicher, dass jeder User die für ihn relevanten Informationen erhält. 

 

Der Ursprung des DPP

Die Einführung des Digitalen Produktpasses wird in der Ökodesign-Verordnung (ESPR) der EU gefordert. Die ESPR definiert Anforderungen zur umweltbewussteren Gestaltung von Produkten. Ziel ist die Verringerung der negativen Auswirkungen von Produkten auf die Umwelt. 

Warum brauchen wir einen Digitalen Produktpass? 

Im Digitalen Produktpass werden detaillierte Informationen über Produkte sowie ihren Lebenszyklus transparent und leicht zugänglich gespeichert. 

Der DPP …

  • unterstützt Konsumenten bei nachhaltigen Entscheidungen.
  • liefert relevante Informationen für Reparatur- und Recyclingbetriebe.
  • unterstützt Behörden bei der Durchsetzung gesetzlicher Vorgaben.
  • fördert die Nachhaltigkeit – sowohl in Bezug auf die Umwelt als auch auf die Wirtschaft. 
  • ist ein wesentlicher Beitrag zur Transformation in eine Kreislaufwirtschaft
 

Zirkuläres Wirtschaften ist ein Kernziel des europäischen Green Deals. Produkte, Materialien und Komponenten sollen so lange wie möglich genutzt, repariert, wiederverwendet oder recycelt werden.

Das bedeutet nicht nur weniger Abfall und CO2-Emissionen, sondern auch eine geringere Abhängigkeit der EU von Rohstoff-Importen und eine Stärkung der Wirtschaft. 

Mehr über den Europäischen Green Deal

 

Regulatorien zur Kreislaufwirtschaft in der EU

Rund um den Europäischen Green Deal wurde eine Reihe an weiteren Gesetzestexten mit dem Ziel der Kreislaufwirtschaft veröffentlicht. 

 

Verschaffen Sie sich einen Überblick über ESPR, PPWR uvm.!

 

Wie kann man den DPP eines Produkts aufrufen?

Der Digitale Produktpass soll über einen Datenträger verlinkt werden, der direkt auf dem Produkt angebracht ist. 

Dabei kann es sich beispielsweise um einen QR-Code oder einen RFID-Tag handeln. In dem Datenträger wird die eindeutige Identifikation des Produkts kodiert und ermöglicht somit die Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette. 

Die Verlinkung zu den Informationen im Internet kann standardisiert mit dem GS1 Digital Link erfolgen.

Ist der Digitale Produktpass verpflichtend?

Der DPP wird schrittweise verpflichtend eingeführt, je nach angegebener Produktkategorie entsprechend der delegierten Rechtsakte. Die EU arbeitet laufend daran, Details und spezifische Rahmenbedingungen zu definieren. 

Die erste Produktkategorie für die Einführung des Digitalen Produktpasses sind Batterien. Sie müssen ab 2027 verpflichtend einen DPP tragen. An den nächsten Produktkategorien wird gearbeitet. 

Wann kommt der DPP?

Die Zeitpläne zur Einführung des Digitalen Produktpasses sind je nach Produktkategorie unterschiedlich. Bisher ist bekannt, dass der DPP für Batterien ab 2027 notwendig ist. 

Laut der EU soll der Digitale Produktpass im Rahmen der Bemühungen zur Kreislaufwirtschaft bis spätestens 2030 für Schlüsselindustrien umgesetzt werden. Die Zeitpläne werden individuell nach Branche festgelegt und befinden sich in unterschiedlichen Stadien.

Für welche Produkte gilt der Digitale Produktpass?

Wie oben beschrieben, ist der DPP ab 2027 für Batterien verpflichtend. 

In den nächsten Jahren werden detailliertere Regelungen für die in der ESPR erwähnten Produktkategorien erwartet. Darunter sind Elektronikprodukte, Textilien, Matratzen, Reifen, Chemikalien, Schmiermittel, Farben und Bauprodukte. 

Was weiß man über den DPP für Batterien ab 2027?

Der Digitale Produktpass für Batterien ab 2027 ist Teil der EU-Batterieverordnung

Ziel ist die Verringerung der negativen Auswirkungen von Batterien auf die Umwelt. Die Forderung ist eine höhere Transparenz über Zusammensetzung, Lebenszyklus und Recycling von Batterien. 

Ab 2027 muss jede in der EU in Betrieb genommene Batterie mit einer Kapazität von über 2 kWh sowie Batterien von Elektrofahrzeugen einen digitalen „Batteriepass“ tragen. Erforderliche Daten sind beispielsweise das Batteriemodell, Ladezyklen, Ladekapazität und weitere spezifische Informationen für das jeweilige Produkt. 

Ziele und Funktionen des DPP

Hersteller, Lieferanten, Konsumenten, Recycler oder Behörden: Sie alle werden von der Einführung des Digitalen Produktpasses profitieren. Nicht zuletzt erwartet sich die EU positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt. 

Der Digitale Produktpass… 

  • stellt Daten und Informationen entlang der Wertschöpfungskette zur Verfügung.
  • liefert einfach zugängliche Produktinformationen.
  • hilft Konsumenten, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.
  • bietet die Verlinkung relevanter Informationen für Unternehmen und Behörden.

Digitalisierung von Produktdaten im DPP

Eine Funktion des Digitalen Produktpasses besteht darin, dass unterschiedliche Beteiligte – mit Bearbeitungsrechten – entlang der gesamten Wertschöpfungskette relevante Produktinformationen digital zur Verfügung stellen können. 

Ziel ist ein umfassender Datensatz über das Produkt, der während des gesamten Lebenszyklus laufend aktualisiert wird – ob vom Hersteller einer Waschmaschine oder durch einen Reparaturbetrieb, der ein Ersatzteil verbaut. 

Einfache Zugänglichkeit der Informationen

Die digitalisierten Daten im DPP werden werden so aufbereitet, dass sie unkompliziert zugänglich sind. Konsumenten, Wirtschaftsteilnehmer oder Behörden erhalten Zugriff auf die Informationen, die für sie relevant sind, nur durch das Scannen eines QR-Codes mit dem Mobiltelefon.

 

Der Schlüssel zu den digitalen Daten ist direkt auf dem Produkt angebracht, sei es in Form eines QR-Codes, RFID-Tags oder NFC-Chips, der einen GS1 Digital Link enthält. 

Nachhaltige Entscheidungen dank DPP

Der Digitale Produktpass soll eine nützliche Informationsquelle für Konsumenten sein, die nachhaltige Kaufentscheidungen treffen wollen. Sie erhalten detaillierte Angaben über den Energieaufwand bei der Herstellung, verarbeitete Materialien und Inhaltsstoffe und können somit die Auswirkungen des Produkts auf die Umwelt einschätzen.

Informationen von und für Unternehmen und Behörden

Muss ein Produkt repariert und Komponenten ausgetauscht werden, dann legen Reparaturbetriebe Informationen über die Ersatzteile ebenso im DPP ab. Von Herstellern erfahren sie dabei, welche Bauteile oder Materialien dafür benutzt werden können.

Diese Daten sind beispielsweise für Recycling-Unternehmen relevant, um alle Bestandteile eines Produktes fachgerecht zu recyceln oder zu entsorgen. Auch Behörden, welche die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben (z.B. Anteil an recycelten Stoffen) oder Richtwerte prüfen müssen, können diese ihrerseits mit dem Digitalen Produktpass kontrollieren. 

 

Eine Jeans in der Kreislaufwirtschaft

Mithilfe des Digitalen Produktpasses kann sowohl der Endkunde als auch die Gesetzgebung zu jeder Zeit Informationen zum gesamten Lebenszyklus eines Produkts einsehen. Dadurch wird die Entscheidung des Konsumenten für den Kauf ökologisch nachhaltiger Waren künftig erleichtert.

Hintergrund: Die Ökodesign-Verordnung (ESPR)

Seit dem Jahr 2009 ist in der Europäischen Union eine Ökodesign-Richtlinie in Kraft, die spezifische Anforderungen zur umweltgerechten Gestaltung von energieverbrauchsrelevanten Produkten festlegt.

Die bestehende Richtlinie wurde durch die Verordnung für nachhaltige Produkte (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, kurz ESPR) ersetzt und erweitert. Diese wird nicht nur für energieintensive Produkte gelten, sondern für praktisch alle Waren, die in der EU in Umlauf gebracht werden.

Inhalte der ESPR 

Die ESPR legt für eine breite Palette von Produkten einen Rahmen zur Leistungs- und Informationsanforderung auf Grundlage von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft fest. Sie enthält unter anderem Anforderungen an das Produktdesign. 

Der digitale Produktpass (DPP) ist dabei ein wichtiges Instrument, um Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bereitzustellen. Er begleitet den gesamten Lebenszyklus.

 

Wie wird der DPP in der Praxis umgesetzt? 

Das EU-Projekt CIRPASS möchte nicht nur ein branchenübergreifendes Verständnis für den Digitalen Produktpass schaffen, sondern auch konkrete Informationen und Hilfestellungen für die Umsetzung erarbeiten. Der erste Teil des Projekts wurde im März 2023 erfolgreich abgeschlossen. 

Mehr über das CIRPASS-Projekt

GS1 Standards für den DPP

Die Ökodesign-Verordnung (ESPR) fordert unter anderem die eindeutige Identifikation der gekennzeichneten Produkte für eine lückenlose Rück- und Nachverfolgbarkeit. 

Produktinformationen sollen für sämtliche Beteiligte an der Wertschöpfungskette einfach abrufbar sein – egal ob Reparatur- und Recyclingbetrieb, Unternehmen, Konsumenten oder Behörden. 

Das soll durch die Anbringung von 2D-Codes bzw. anderen Datenträgern wie RFID-Tags direkt am Produkt gesichert werden. Weltweit einheitliche, offene Standards gewährleisten diese Interoperabilität. Genau das ist die Stärke von GS1. 

Produktkennung, -kennzeichnung und Verlinkung mit Webinhalten, sowie Rückverfolgbarkeit sind vielfach angewandte Standards des GS1 Systems. 

Daher ist GS1 gemeinsam mit den Anwendern intensiv an der Entwicklung des DPP beteiligt, um Unternehmen durch den Einsatz der bereits eingeführten offenen GS1 Standards zu unterstützen.

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